Verletzungen im Pole Dance – Körperliche und mentale Herausforderung
Verletzungen können im Sport jederzeit passieren. Eine kleine Unachtsamkeit, ein Moment, in dem man nicht konzentriert ist, reichen aus. Aber auch Technikfehler, Selbstüberschätzung und fehlende Regeneration können die Grundlage für Verletzungen sein.
Die häufigsten Verletzungen im Pole Dance, abgesehen von Pole Kisses und abgeschürfter Haut, sind Verletzungen der Schulter.
Die Erfahrung einer verletzten Schulter musste ich persönlich auch machen.
Seit knapp zwei Jahren schmerzt meine linke Schulter mal mehr mal weniger.
Leider nicht nur im Training. Es gab eine Zeit, da war selbst das Anziehen eines Oberteils schmerzhaft.
Ich war bei den verschiedensten Ärzten, inklusive röntgen, MRT, Elektrobehandlungen, Cortison Spritzen, Stoßwellentherapie, Physiotherapie usw., nichts davon hat langfristig geholfen. Von einer Diagnose war und bin ich immer noch gefühlt meilenweit entfernt.
Ein Zustand, der sehr unbefriedigend ist.
Also was tun, wenn man den Sport, den man liebt, nicht aufgeben will?
Ich habe weiter trainiert, was nicht einfach war. Denn die meisten Tricks, die ich sehr gerne mache (z.B. Handsprings), waren nicht möglich ohne Schulterschmerzen. Jede Bewegung zu überdenken und immer damit zu rechnen, dass die Schulter schmerzt, ist mental unglaublich anstrengend.
Außerdem raubt es die Motivation.
Ende 2022 kamen dann auch noch unerklärliche Schwindelattacken dazu. Die mich auch nicht mehr inverten ließen. Denn sobald ich kopfüber an der Stange hing, bin ich ungewollt Karussell gefahren.
In dieser Zeit habe ich nur noch unterrichtet, soweit das möglich war. Selbst trainieren oder Kurse besuchen war viel zu deprimierend.
Den Grund für die Schwindelattacken hat man nie gefunden. Sie sind von heute auf morgen verschwunden. Schade, dass sie meine Schulterprobleme nicht auch mitgenommen haben.
Zwischenzeitlich war ich kurz davor aufzugeben und mich damit abzufinden, dass mein Körper der Belastung nicht standhält.
Inzwischen habe ich eingesehen, dass ich mit zu wenig bzw. keiner Regeneration, fehlendem Cross-Training und einem Sturz meine Schulter kaputt gemacht habe. Das zu akzeptieren waren ein langer, harter Weg.
Der erste Versuch meine Schulter zu reparieren, bestand aus mehr Zeit zur Regeneration, weniger Pole Training dafür dann gezieltes Schultertraining. Man hat eine Verbesserung gemerkt, aber nur langsam.
Und da ich nicht der geduldigste Mensch bin bestand mein Training auch schnell wieder mehr aus Pole und der Vorbereitung für die nächste Meisterschaft, was für die Schulter nicht die optimale Lösung war.
Nach der Meisterschaft bin ich in ein Loch gefallen. Ich habe mich leer gefühlt, keine Motivation, keine Zeit fürs eigene Training, keine sichtbaren Fortschritte, nach wie vor Schulterprobleme.
Ich war richtig deprimiert. Der Gedanke ans Aufhören rückte wieder mehr in den Vordergrund.
Der erste Schritt zum Aufhören, war aufzuhören zu coachen.
Eine schwere Entscheidung, die ich für mich treffen musste. Gefolgt von einer Pole Pause.
Durch einen Zufall kam ich nach nur vier Wochen wieder zurück an der Pole und habe gemerkt, wie sehr es mir gefehlt hat. Kein anderer Sport macht mich auf Dauer so glücklich.
Doch ich musste lernen Rücksicht auf meinen Körper zu nehmen.
Wenn ich zurückdenke, habe ich vor meiner Verletzung in verrückten Zeiten, 6 Tage die Woche an der Pole trainiert, dazu 3 Tage in der Woche unterrichtet, 1x Contortion gemacht und nebenbei mindestens 40 h pro Woche in meinem Hauptjob gearbeitet.
Im Vergleich dazu hat sich mein Training sehr verändert. Mein Körper bekommt die Regeneration, die er braucht. Ich mache viel Cross Training (Intervalltraining, Pilates, Schulter/Rückentraining, Power Pole, Handstandtraining, regelmäßig schwimmen, Stretching und alles, worauf ich gerade Lust habe) und bin 2-3x die Woche an der Pole.
Aktuell unterrichte ich nicht mehr.
Meine Schulter bekomme ich damit langsam in den Griff. Nach wie vor muss ich aufpassen und mich an meine Schulterübungen halten und meine Erwartungen an mich selbst runterschrauben. Letzteres ist mit die größte Herausforderung für mich.
Verletzungen brauchen Zeit zum Heilen.
Wir haben nur einen Körper, der jeden Tag unglaubliches für uns
leistet, daher sollten wir lernen auf ihn zu hören und besonders gut auf ihn achten.